Das Entstehen von Netzen erfolgt nicht über Nacht, sondern entwickelt sich evolutionär. Historisch betrachtet, haben sich Netze stets aus vereinzelten, kurzen Teil-Abschnitten (Eins-zu-Eins-Beziehungen) entwickelt und wuchsen mit der Zeit zu flächendeckenden Systemen zusammen. Auch beim Wasserstoffnetz lässt sich diese Art der Entwicklung beobachten, wobei bereits Teil-Abschnitte (erste Keime) existieren. Sie werden in den nächsten Jahren zu einem bundesweiten Wasserstoff-Kernnetz erweitert und zusammenwachsen.
Wasserstoff-Kernnetz: Historische Parallele zum Eisenbahnnetz?
Der Aufbau des nationalen Wasserstoff-Kernnetzes ähnelt früheren Infrastrukturprojekten, beispielsweise dem Eisenbahnnetz. Auch das Eisenbahnnetz begann in sehr kleinen Abschnitten.
Die ersten Bahnstrecken wiesen eine Länge von wenigen Kilometern auf und dienten der Verbindung größerer Städte (auch Eins-zu-Eins-Beziehungen oder Keime genannt). Diese Situation entspricht dem Stand des heutigen Wasserstoffnetzes – in einzelnen Industriezentren bestehen relativ kurze H2-Pipelines, in denen Wasserstoff von einem Produzenten zu einem Abnehmer transportiert wird. Dies ist beispielhaft im linken Bild der Abbildung dargestellt.
Diese ersten Teilstücke müssen in den kommenden Jahren erweitert werden, um die Weiterentwicklung zu einem Netz zu schaffen.
Wasserstoff-Kernnetz: Weiterentwicklung der Netze
Beim Netzwachstum erfolgt im nächsten Schritt typischerweise der Ausbau der vorhandenen Teilstücke (Eins-zu-Eins-Beziehungen oder Keime) zu lokal verzweigten kleinen Netzen. Wie anhand des mittleren Bildes verdeutlicht wird. Diese Entwicklung lässt sich mit der des Eisenbahnnetzes vergleichen, welches bereits nach einigen Jahren erste Teilnetze und Fernzugstrecken aufwies.
Wasserstoff-Kernnetz: Ziel bis 2032
Im dritten Schritt wachsen die weiteren neuen Keime und Teilnetze weiter, bis sie schließlich flächendeckend zusammengewachsen sind. Ab dann findet eine weitere Verdichtung statt, wobei die Maschenweiten immer kleiner werden. Um diese Weiterentwicklung zu fördern, hat die Bundesnetzagentur den Bau des Wasserstoff-Kernnetzes genehmigt. (siehe rechtes Bild: Vorgestellt durch die Vereinigung der Fernleitungsnetzbetreiber Gas e.V. (FNB Gas e.V.))
Wasserstoff-Kernnetz: nötige Schritte
Was ist heute in den Wasserstoffregionen (siehe Frage vom 16. April 2020) zu tun, um Teil des Netzes zu werden? Wer morgen Teil dieses Wassersoff-Kernnetzes sein möchte, muss heute aktiv werden. Er muss zeigen, dass Wasserstoff in der Region eine wichtige Rolle spielt. Er muss ein aktiver Player sein – mit viel Wasserstoffbedarf oder Wasserstofferzeugungs-potential, damit er für das Wasserstoff-Kernnetz ein attraktiver Knotenpunkt ist. Regionen, die nicht als Wasserstoffquelle oder -senke wahrgenommen werden, an denen wird das Wasserstoff-Kernnetz nicht halt machen. Die Anbindung an das Kernnetz mit entsprechenden Netzverzweigungen wird nicht stattfinden.
Die Erfahrung aus dem Eisenbahnnetz zeigt, dass ein nachhaltiger und erfolgreicher Netzausbau nur durch solches Engagement möglich ist. Je stärker einzelne Regionen Pläne und Projekte im Bereich der Wasserstoffwirtschaft vorantreiben, desto eher werden sie zu wichtigen Partnern im Netz. Daher ist es wichtig jetzt aktiv zu werden bzw. zu bleiben, auch wenn die Stimmung rund um das Thema Wasserstoff vielleicht schonmal besser war.
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