Wasserstoff wird als ein tragender Pfeiler eines zukünftigen Energiesystems gehandelt – doch woher kommt der Wasserstoff? Heute werden in Deutschland ca. 70 % des Primärenergiebedarfes durch Importe gedeckt. Auch Wasserstoff wird nicht zu 100 % aus Deutschland kommen. Die Karte zeigt, aus welchen Staaten Wasserstoff zukünftig in die EU importiert werden könnte.
Deutschland wird einen Wasserstoffimportbedarf haben
Prognosen über den zukünftigen Bedarf nach grünem Wasserstoff in Deutschland variieren je nach Szenario stark. Die Studien sind sich allerdings weitgehend einig, dass der Wasserstoffbedarf mittel- bis langfristig signifikant steigen wird. Untersuchungen zur Entwicklung des Energiemarktes im Kontext der deutschen Klimaziele geben Werte von 250 bis 600 TWh im Jahr 2045 an. Die prognostizierte deutsche Erzeugungsleistung für grünen Wasserstoff wird für 2045 mit bis zu 60 TWh angegeben.
Woher kommt der Wasserstoff?
Es wird deutlich, dass der nationale Wasserstoffbedarf die Erzeugungsleistung in jedem Szenario überschreitet. Im Jahr 2045 werden bis zu 87 % des Bedarfes durch Importe gedeckt. Laut dena-Leitstudie könnten Teile des Importbedarfes über das europäische Ausland gedeckt werden.
Importregionen außerhalb der EU sind Osteuropa, Nordafrika und Vorderasien sowie Flächenländer wie Argentinien, Brasilien, Australien und Kanada. Diese Regionen werden auch als Sweet Spots bezeichnet, da sie Standortvorteile durch sonnenreiche und/oder windstarke Gebiete aufweisen, welche die Erzeugung von grünem Wasserstoff durch Elektrolyse begünstigen.
Chancen und Risiken
Eine globale Wasserstoffwirtschaft birgt ein großes Entwicklungspotenzial, sowohl für die Importländer, die ihre lokale Wirtschaft durch grünen Wasserstoff dekarbonisieren können, als auch für die Produktionsländer, die von der lokalen Wertschöpfung profitieren können. Jedoch bestehen auch Risiken: So ist beispielsweise in sonnenreichen Regionen wie den MENA-Staaten die Bereitstellung von ausreichend reinem Wasser eine Herausforderung. Zudem sollte der politische und wirtschaftliche Rahmen für stabile Handelsbeziehungen gegeben sein.
Damit eine nachhaltige Herkunft von grünem Wasserstoff gesichert ist, werden internationale Standards benötigt. Deutschland und die EU können hierbei Vorreiterrollen für die Durchsetzung von Nachhaltigkeitskriterien einnehmen.
Wasserstoffproduktion auch in Deutschland
Fest steht: Deutschland wird zukünftig einen Großteil des Wasserstoffs importieren. Dennoch sollten die inländischen Erzeugungspotenziale nicht vernachlässigt werden. Einerseits bietet die Kompensation von volatiler, erneuerbarer Energieerzeugung netzdienliche Flexibilisierungsoptionen für das Energiesystem. Andererseits stellt eine frühzeitige Positionierung auf dem Markt die beste Möglichkeit dar, einen Wissens- und dadurch auch einen Wettbewerbsvorteil im Bereich der Zukunftstechnologie Wasserstoff zu schaffen.
Wir beraten Sie gerne ausführlich zum Thema „Woher kommt Wasserstoff„:
Für weitere Fragen des Monats und Rückmeldungen stehen wir gerne zur Verfügung:
[1] Umweltbundesamt
https://www.umweltbundesamt.de/daten/energie/primaerenergiegewinnung-importe
[2] Fraunhofer Wasserstoff Policy Brief
https://www.isi.fraunhofer.de/content/dam/isi/dokumente/cce/2020/policy_brief_wasserstoff.pdf
[3] Ariadne Szenarienreport
[4] Dena-Leitstudie 2021
[5] Adelphi