Es kommt Bewegung in den Sektor für schwere Brennstoffzellen-LKW. Allerdings muss man derzeit noch sagen: Je schwerer der LKW, desto seltener der Einsatz eines alternativen Antriebs. Momentan werden schwere LKW und Sattelzüge noch zu über 99 % von Dieselmotoren angetrieben.
Schwere Brennstoffzellen-LKW: aktuelle Beispiele
Die ESORO AG entwickelt in einem Partnerkonsortium für Coop einen Wasserstoff-LKW der 34-Tonnen-Klasse auf Basis eines MAN TGS 18.320. Das Fahrzeug verfügt über ein 350-bar-Tanksystem mit einer Speicherkapazität von 34,5 kg Wasserstoff, das eine Reichweite von bis zu 400 km ermöglicht. Der Prototyp wurde am 6. November 2016 anlässlich der Eröffnung der ersten Wasserstofftankstelle von Coop präsentiert und befindet sich momentan in der Erprobungsphase und ist im regulären Coop-Logistikprozess eingebunden.
Das amerikanische Start-Up Unternehmen Nikola Motor Company hat im Dezember 2016 den ersten Class8 Wasserstoff-Truck vorgestellt. Die ersten Fahrzeuge sollen 2020 ausgeliefert werden und über eine Leistung von 1000 PS verfügen. Die Reichweite gibt der Hersteller mit bis zu 1900 km an. Diese enorme Reichweite soll durch eine 320-kWh-Batterie und einen großen Wasserstofftank erreicht werden.
Zudem testet Toyota einen Brennstoffzellen-LKW in Los Angeles und Long Beach. Als Brennstoffzellen werden die Mirai PKW-Brennstoffzellen verwendet.
Auch Ballard plant mit Kenworth einen Brennstoffzellen-LKW für Container-Umfuhren im Hafen von Los Angeles.
Für den Einsatz von Brennstoffzellen-LKW ist die Reichweite entscheidend
Das Dilemma von BZ-LKW: Durch die geringe volumetrische Energiedichte von Wasserstoff ist für große Reichweiten ein hohes Tankvolumen erforderlich – doch ein großer Wasserstofftank reduziert das wertvolle Ladevolumen.
Zur Lösung dieses Dilemmas stehen momentan drei unterschiedliche Tanksysteme zur Verfügung:
- 350-bar-Druckgasspeicher stellen die Standardlösung dar und werden beispielsweise im ESORO-LKW oder auch in BZ-Bussen verwendet. Mit einer Tankfüllung ist eine Reichweite von bis zu 400 km realistisch.
- 700-bar-Druckgasspeicher werden meist in Brennstoffzellen-PKW verwendet. Im Vergleich zum 350-bar-System können 700-bar-Systeme ca. 60 % mehr Wasserstoff bei gleichem Tankvolumen speichern. Mit dieser Technik könnte der ESORO-LKW bei gleichem Tankvolumen ca. 640 km fahren.
- Die Kryodrucktanktechnik – wie sie von BMW entwickelt wird – ermöglicht gegenüber dem 350-bar-System eine fast 2,5-mal höhere Speicherkapazität. Mithilfe des -233 °C kalten, flüssigen Wasserstoffs könnte der ESORO-LKW fast 1000 km mit einer Tankfüllung zurücklegen.
Unter diesen Randbedingungen lässt sich sagen, dass die technischen Möglichkeiten für die Einführung von schweren Brennstoffzellen-LKW mit großer Reichweite grundsätzlich vorhanden sind. In den nächsten wenigen Jahren wird sich zeigen, wie schnell die Entwicklung auf diesem Gebiet voran geht.
Für weitere Fragen und Rückmeldungen zum Thema „Brennstoffzellen-LKW“ stehen wir gerne zur Verfügung.
Bild: mit freundlicher Genehmigung der ESORO AG