Brennstoffzellen-Züge spielen nicht nur beim Thema Klimaschutz eine wichtige Rolle, indem sie dieselbetriebene Züge ersetzen – sie haben auch das Potential, die Kosten für die weitere Elektrifizierung des Eisenbahnnetzes zu senken.
Warum Brennstoffzellen-Züge?
Nicht alle Strecken des Eisenbahnnetzes sind mit Oberleitungen für elektrisch betriebene Züge ausgestattet. In der EU sind gerade einmal 52 % der gesamten Eisenbahnkilometer elektrifiziert und der prozentuale Anteil ist in den letzten Jahren nahezu konstant geblieben. In Deutschland sind rund 60 % des Streckennetzes elektrifiziert – der restliche Anteil wird üblicherweise mit dieselbetriebenen Zügen bedient. Die Ausrüstung dieser verbleibenden Streckenteile mit Oberleitungen ginge mit sehr hohen Kosten einher. Da es sich größtenteils um Regional- und Nahverkehrsstrecken handelt, die geringere Bedienfrequenzen als der Fernverkehr aufweisen, bestehen ungünstige Bedingungen für einen wirtschaftlichen Betrieb.
Brennstoffzellen-Züge benötigen lediglich eine zentrale Tankstelle, in welcher Wasserstoff zur Verfügung gestellt werden kann. Der Wasserstoff kann beispielsweise vor Ort produziert oder mit Trailern angeliefert werden. Studien weisen darauf hin, dass die Kosten für solch eine zentrale Wasserstoffinfrastruktur deutlich geringer sind, als die Kosten für die Elektrifizierung langer Eisenbahnstrecken durch Oberleitungen. Ebenso kann der Einsatz von Brennstoffzellen-Zügen potentiell Wirtschaftlichkeitsvorteile gegenüber der Diesel-Zugtechnik bringen – zusätzlich zu den ökologischen Vorteilen.
Brennstoffzellen-Züge in Deutschland und der Welt
Beim Thema Brennstoffzellen-Mobilität liegen Brennstoffzellen-Züge derzeit im Trend. Nach der Marktreife von Brennstoffzellen-PKW und Brennstoffzellen-Bussen rollt mit dem Coradia iLint von Alstom der erste seiner Art durch Deutschland.
Nach aktuellem Stand haben insgesamt vier Bundesländer (Niedersachsen, Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen) konkrete Pilotprojekte mit Brennstoffzellen-Triebwagen und Wasserstoffinfrastruktur geplant und angekündigt. In diesen Bundesländern plant Alstom den Einsatz von insgesamt 60 Brennstoffzellen-Zügen des Typs Coradia iLint. Diese sollen die herkömmlichen Dieselfahrzeuge auf detailliert geplanten Strecken ersetzen.
Nicht nur Deutschland verfolgt das Ziel, brennstoffzellenbetriebene Züge langfristig in den Schienenverkehr zu integrieren. Andere Länder, wie z.B. Japan, China, Frankreich und die USA haben schon erste Erfahrungen gesammelt, wie auch die Projekte in der obigen Grafik zeigen.
Für weitere Fragen und Rückmeldungen zum Thema „Brennstoffzellen-Züge“ stehen wir gerne zur Verfügung.
[1] Alstom S.A., Brennstoffzellenbetriebener Hybridtriebzug Bethy, Präsentation vor der NIP-Vollversammlung am 01.06.2015 in Berlin, hier abgerufen am 30.10.2018 (aktualisiert)
[2] e-mobil BW GmbH, „e-mobil BW“, 2016, hier abgerufen am 30.10.18 (aktualisiert)